Dort eine Bauchfalte, da ein paar Dellen und außerdem, war diese Hose schon immer so eng? Angestoßen vom eigenen Spiegelbild, kommt die Gedankenspirale in Bewegung und endet rasch mit der Frage: “Warum kann ich nicht so aussehen wie Person XY?”
Gegenfrage: Warum kannst du nicht dankbar dafür sein, was dein Körper für dich leistet?
Wenn du dich jetzt fragst, warum um Himmels willen du dankbar für dieses “Ding” im Spiegel sein sollst, dann bist du bei diesem Blogbeitrag goldrichtig.
Sehen, Schmecken, Fühlen, Riechen, Hören – alles selbstverständlich?
Bei aller Alltagshektik und Bewunderung falscher Vorbilder vergessen wir oft, mit welcher Intelligenz und Ausdauer uns unser Körper durch den Tag bringt. Unser Körper ist ein wahres Phänomen. Jeden Tag vollbringen der Bewegungsapparat, unsere Organe, unser Gehirn und unsere Sinne Höchstleistungen. Von den ersten Schritten am Morgen ins Bad bis hin zu den letzten Metern auf dem Weg ins Bett.
Vor allem, wenn alle Abläufe einwandfrei funktionieren und wir an keinerlei chronischen Erkrankungen leiden, sehen wir die routinierten Vorgänge als selbstverständlich.
Den Partner lachen zu sehen, das Lieblingsmüsli zu schmecken, die flauschigen Haare der Katze zu fühlen, den frisch gemahlenen Kaffee zu riechen, den Vöglen draußen zu lauschen – all dies wäre ohne unsere fünf Sinne und die reibungslose Funktionalität unseres Körpers nicht möglich.
Übung: Schließe deine Augen und gehe Schritt für Schritt deinen gewöhnlichen Tagesablauf durch, von morgens bis abends. Frage dich bei jedem Punkt, was dein Körper in dieser Situation erledigen muss.
Du wirst sehen, wie zuverlässig dich dein Körper von einem Schritt zum nächsten bringt und welche Aktionen du als selbstverständlich siehst.
Wunderwerk Mensch
Kein anderes Lebewesen ist so komplex und verfügt über ein solches Spektrum an Fähigkeiten wie der Mensch. Um dies zu verdeutlichen kurz ein paar Fakten*:
- Rund 20.000-mal am Tag atmen wir mit der Lunge jeweils einen halben Liter Luft ein, filtern lebensnotwendigen Sauerstoff daraus heraus und befördern Kohlendioxid wieder nach draußen
- Unser Verdauungssytem bewältigt mehr als 600 Kilogramm feste Nahrung pro Jahr
- Pro Sekunde nimmt unser Auge rund 60 Bilder wahr
- Bis zu 1.000 Gerüche kann unsere Nase unterscheiden
- Unser Ohr verfügt über 14.000 Hörzellen
- In unserem Gehirn laufen bis zu 10 Billiarden Prozesse pro Sekunde ab
Und jetzt stelle ich nochmals die Frage: Ist die zu enge Jeans tatsächlich so schlimm? Möchtest du dir wirklich den Tag von einer Bauchfalte vermiesen lassen, während dein Körper alles für dich tut, um dich möglichst gut durch den Tag zu bringen?
*Quelle: https://www.focus.de/finanzen/money-magazin/wunderwerk-mensch-tag-fuer-tag-hoechstleistung_id_6241525.html,
https://www.lifeline.de/medizinwissen/galerie-koerper-in-zahlen-id161098.html#bild9
Mehr Selbstliebe, aber wie?
Sich einzugestehen, mehr Liebe und Akzeptanz für den Körper aufzubringen, ist einfach. Die Theorie in die Praxis umzusetzen, kann hingegen unbequem sein und erfordert Disziplin.
Folgende Punkte haben mir persönlich dabei geholfen, meinen Körper so zu lieben, wie er ist. Gelingt mir zwar nicht immer, aber immer öfter.
Der menschliche Körper existiert in den verschiedensten Formen und Farben. Und das ist auch gut so. Wie langweilig wäre eine Welt, in der alle gleich aussehen würden?
Kürzlich wurde mir in meiner Timeline ein Video einer Profi-Sportlerin angezeigt, die es kurz und knapp auf den Punkt brachte.
@ilonamaher Every body is beautiful #beastbeautybrains ♬ original sound – Ilona Maher
Hier die deutsche Übersetzung dazu:
“… das ist der Körper einer Profi-Sportlerin, der Körper einer Olympionikin. Er ist nicht perfekt, er ist nicht völlig dünn, er ist nicht völlig definiert, aber dieser Körper ist unglaublich, er macht unglaubliche Sachen für mich. Es gibt keinen generellen Körpertypen für weibliche Athletinnen oder für Frauen. Also möchte ich heute von euch, dass ihr in den Spiegel schaut und dankbar dafür seid, was ihr habt, realisiert, was euer Körper für euch macht und euch erinnert, dass ihr wunderschön seid. …”
Bester Treibstoff für beste Leistung
Wir verlangen täglich die beste Leistung von unserem Körper, also hat er auch den besten Treibstoff verdient. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Obst, Gemüse, Bewegung sowie einem ausgewogenen Verhältnis von Disziplin und Spaß wäre optimal. Dass dies der Alltag nicht immer zulässt, liegt auf der Hand.
Aber bereits kleine Schritte können Großes bewirken. Warum nicht mal die Portion an Beilagengemüse verdoppeln? Vielleicht stillt ein Obstteller das Verlangen nach Süßem? Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang nach der Arbeit?
Vorbilder überdenken
Vorbilder, also Menschen, deren Verhaltensweisen, Einstellungen sowie Aussehen wir nacheifern, sind per se nichts Schlechtes. Sie können uns im täglichen Leben inspirieren und motivieren.
Dennoch ist es wichtig, sich regelmäßig an den bereits erwähnten Punkt zu erinnern: Jeder Körper ist unterschiedlich und hat dementsprechend andere Bedürfnisse.
Manche Menschen benötigen eine hohe Energiezufuhr durch Nahrung, andere wiederum weniger. Es gibt Personen, die eine große Menge an Schlaf benötigen, während andere mit ein paar wenigen Stunden pro Nacht auskommen. Die einen können unter Stress produktiver arbeiten als sonst, die anderen zerbrechen daran.
Was ich damit sagen will: Der Lebensstil eines anderen Menschen (zB eines Vorbildes) lässt sich niemals zu 100% auf einen selbst übertragen. Körper und Psyche haben letztendlich von Mensch zu Mensch unterschiedliche Anforderungen.
Auf Warnsignale hören
Dieser Punkt steht bei mir persönlich schon lange auf der Liste. Denn ich zähle zu jenen Personen, die mit Schüttelfrost Mails versenden und mit Fieber Fotos bearbeiten. Erst wenn absolut nichts mehr geht, resigniere ich und lege mich hin.
Dabei ist es doch so einfach: Der Körper möchte mit den Symptomen etwas mitteilen, allen voran fragt er einfach nach einer Pause. Und möchte ich mir oder meinem Körper etwas mehr Liebe schenken, dann sollte ich darauf hören und mich ganz simpel in die Waagerechte begeben.
A kindly reminder
Den eigenen Körper so zu lieben, wie er ist, sollte selbstverständlich sein. Ist es in den meisten Fällen jedoch nicht. Aus diesem Grund lade ich dich herzlich dazu ein, genau diesen Blogbeitrag erneut zu öffnen, sollten sich dein Spiegelbild und du mal wieder zanken.