Mama trägt ihr brandneues Kleid, Papa hat sich endlich mal wieder rasiert, die dreijährige Tochter hat ihr Kuscheltier parat und das Baby schlummert brav vor sich hin. Dem Fotoshooting steht nun nichts mehr im Wege. Oder?
Die Eltern unter meinen Leserinnen und Lesern sind sich einig: Fotos machen mit Kleinkindern kann schnell zur Herausforderung werden.
Aber keine Sorge. In all den Jahren meiner Tätigkeit als Fotografin haben sich gewisse Empfehlungen herauskristallisiert, die ein Fotoshooting mit Kleinkindern entspannter gestalten und für entsprechende Ergebnisse sorgen können.
Anweisungen von einer einzigen Person
Stell dir vor, um dich herum stehen vier Personen und jeder einzelne gibt dir gleichzeitig Anweisungen. „Lächeln“, „Zähne zeigen“, „Schau nicht so böse“, „Aufrecht sitzen“. Die Überforderung ist vorprogrammiert und es ist nicht verwunderlich, dass das kleine Geschöpf schnell das Handtuch wirft.
Tipp: Im Idealfall gibt ausschließlich der Fotograf bzw. die Fotografin die Anweisungen. Keine Sorge, handelt es sich um einen routinierten Fotografen, so weiß er oder sie, wie man mit Kleinkindern spricht, sie motiviert und bei Laune hält.
Bei schüchternen Kindern kann es natürlich sein, dass die Worte von Mama oder Papa besser wirken, aber auch hier sollte nur eine Person Anweisungen geben und sich in diesem Fall der Fotograf bzw. die Fotografin zurückhalten.
Anforderungen niedrig halten
Der Wunsch nach perfekten Familienfotos ist groß und absolut verständlich. Dennoch sollte bei der Fotografie von und mit Kleinkindern stets eine Tatsache im Hinterkopf behalten werden: Es handelt sich um Kinder. Und Kinder sind keine erwachsenen Menschen. Sie handeln und reagieren ihrem Alter entsprechend und können nicht allen Anforderungen gerecht werden.
Tipp: Den Fotoshooting-Termin und die Laune des Kindes einfach hinnehmen. Auch wenn es schwerfällt.
Klare Anweisungen statt Verneinungen
Wenn wir mit erwachsenen Menschen sprechen, verwenden wir gerne Verneinungen. „Das Kleid steht dir nicht schlecht.” „Ab und zu Rotwein ist nicht ungesund.”
Kinder, vor allem Kleinkinder, verstehen keine Verneinungen*. Das Wörtchen „Nein” oder „Nicht” filtert das noch wachsende Gehirn einfach heraus. Ein „Halte den Kopf nicht so schief” wird demnach zu “Halte den Kopf schief”.
Tipp: Klare und positiv formulierte Anweisungen geben. Statt dem oben genannten: „Halte den Kopf nicht so schief.” könnte man sagen: „Halte den Kopf gerade.” Oder statt: „Drücke deinen Bruder nicht so grob.” wäre die Alternative: „Kuschel dich ganz sanft zu deinem Bruder”.
Was ist uns am wichtigsten?
Immer wieder sehe ich laaange Listen mit Vorstellungen und Wünschen – was per se nichts Schlechtes ist, aber wie bereits im Punkt oberhalb erwähnt, sollten die Anforderungen niedrig gehalten werden.
Aus diesem Grund frage ich stets zu Beginn des Fotoshootings, was den Eltern nun am wichtigsten ist. Ist es das Familienfoto im Stehen, das Foto, auf dem die ältere Schwester das Baby im Arm hält oder ist es gar ein Einzelfoto der Kleinen mit dem Lieblingskuscheltier?
Tipp: Macht euch vorab Gedanken, was euch am allerwichtigsten ist und teilt dies eurem Fotografen oder der Fotografin eures Vertrauens vorab mit. So kann sichergestellt werden, dass eure wichtigsten Anliegen nicht untergehen.
Spaß-Pausen gönnen
Ich persönlich halte nichts davon, die Kleinen dauerhaft in starre Posen zu zwingen. Erfahrungsgemäß ist dadurch innerhalb kürzester Zeit die Laune im Keller – sowohl bei den Minis als auch bei den Eltern.
Tipp: Immer wieder Pausen machen, die mit Spiel und Spaß gefüllt sind. So wird dem Zwerg nicht langweilig und er oder sie verbindet das Wort “Fotoshooting” mit Freude statt Frust.
Außerdem: Wenn Kinder tatsächlich Spaß haben, beschenken sie uns mit einem ehrlichen Lächeln und es entstehen wunderbar authentische Aufnahmen. Schöner als jedes Pinterest-Posting.
Meine Schlussworte
Meine Tipps geben verständlicherweise keine Garantie für „das perfekte Fotoshooting“. Wenn euer Zwerg einen schlechten Tag hat, dann ist das einfach so. Es ist absolut kontraproduktiv, das Kind mit lauten Worten oder gar Gewalt in eine Pose zu zwingen. Wut färbt auf die Laune eures Minis ab.
Darüber hinaus, was ist schon perfekt? Ist das tägliche Familienleben tatsächlich so perfekt wie auf Werbeplakaten? Ist es nicht viel mehr eine wunderbare Mischung aus Höhen und Tiefen mit einer großen Prise Chaos?
Seht ein Fotoshooting nicht als Mammutaufgabe, sondern einfach als einen kleinen Familien-Ausflug. Habt Spaß und lasst euch vom Profi hinter der Kamera entspannt durch das Shooting führen. In diesem Fall, gerne von mir 🙂