Wie ihr wisst, teile ich auf meinem Blog neben Tipps rund um Fotografie und Make-up auch persönliche Gedanken. Für mich war es schon immer sehr heilsam, belastende oder einfach nur präsente Themen niederzuschreiben. Darüber hinaus bin ich davon überzeugt, mit gewissen Bedenken nicht alleine zu sein und euch auf diese Art und Weise abholen zu können.
Während ich diese Zeilen tippe, befinde ich mich im achten Schwangerschaftsmonat. Acht Monate voller schöner und aufregender Dinge. Körperliche, sowie mentale Veränderungen. Vorfreude, gemischt mit einer kräftigen Prise Nervosität. Gedanken an die ungewisse Zukunft häufen sich analog zu den Toilettengängen.
Alles völlig menschliche Reaktionen, die mit einem neuen Lebensabschnitt einhergehen. Dennoch werden sie von der Gesellschaft vorwiegend belächelt. Woher ich diese Behauptung nehme?
In den (mittlerweile bewusst wenigen) Gesprächen mit Eltern kristallisierte sich eine Phrase als besonders beliebt heraus: “Warte mal ab, bis …”
Wenn ich davon berichte, dass es mir in der Schwangerschaft aktuell gut geht, prompt die Antwort: “Na, warte mal ab, bis du überall Wassereinlagerung hast und angeschwollen bist.” Weitere Beispiele wären:– „Ich freue mich schon, wenn der Zwerg endlich da ist.” – “Warte mal ab, bis er wirklich da ist, dann wirst du dir die Ruhe zurückwünschen!”
– „Aktuell bin ich noch relativ gelassen.” – “Warte mal ab, bis zur Entbindung, da bist du dann nicht mehr so gelassen.”
– „Er bewegt sich jetzt schon fleißig im Bauch.” – “Warte mal ab, bis er da ist. Wenn der jetzt schon so aktiv ist, wird er später noch aktiver sein!”
– „Ich bin schon gespannt, wie schnell sich der Kleine entwickeln wird.” – “Warte mal ab, bis er laufen kann, dann wird dir deine Spannung noch vergehen.”
– „Meine Katzen spüren die Schwangerschaft total, sie kleben förmlich an mir.” – ”Warte mal ab, bis das Baby da ist, die werden bestimmt völlig eifersüchtig sein!”
Die Liste könnte ich noch endlos weiterführen, aber ich denke ihr wisst, was ich meine.
Ich bin mir bewusst, dass im Prinzip niemand böse Absichten damit hat – dennoch stelle ich mir die Frage: Warum wird sich hier gegenseitig Angst statt Mut gemacht?
Ich bezweifle, dass es sich dabei um Missgunst handelt. Vielleicht ist es der Drang von Müttern und Vätern, die bereits überstandenen Herausforderungen so zu präsentieren? Mit einer Trophäe mit der Inschrift “Warte mal ab, bis …”, die ständig weitergegeben wird?
Oder handelt es sich dabei um Altruismus, um andere werdende Mütter bzw. Väter vor Naivität zu schützen?
Ich weiß es leider nicht und werde vermutlich auch keine klare Antwort darauf finden.
Was ich jedoch weiß: Lasst uns Angst mit Mut tauschen. Sich einander Mut zu machen, in Situationen, die ohnehin herausfordernd sind, wäre nicht nur für eine Schwangerschaft, sondern für jegliche Lebenslagen hilfreich. Klar, als Schwangere nimmt man vieles zu persönlich, aber ein paar positive Worte kosten nichts und sind dennoch unbezahlbar.
„Wir neigen dazu, Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Größe unserer Autos zu bestimmen als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Maß unserer Menschlichkeit.“ Martin Luther King