Selbstliebe. Für viele – vor allem junge – Menschen ein Fremdwort. Unter dem stetigen Druck der Gesellschaft versuchen wir so perfekt und makellos wie nur möglich zu sein. Egal ob Verhalten oder Charakter – wir sperren das Kind in uns Weg und fügen uns unserem Umfeld. Wenn dieses verlangt, dass wir einen dünnen Bauch, schlanke Beine, große Augen, gebräunte Haut oder rasierte Beine haben, dann müssen wir dem folgen. Erfüllen wir eines oder mehrere dieser Kriterien nicht, so verstoßen wir gegen die Norm. Das Resultat sind durchbohrende Blicke oder beleidigende Bezeichnungen, wobei diese nicht immer von außerhalb stammen. Nein, in den meisten Fällen sind es wir selbst, die uns als zu speckig, zu groß, zu klein, zu blass, zu hässlich oder kurz gesagt – zu minder – bezeichnen.
Aber warum? Warum lassen wir uns vorschreiben, wie wir zu sein haben? Warum geben wir so viel Wert auf das, was andere möglicherweise hätten denken können? Warum zeigen wir mit dem Finger auf andere, statt uns an der eigenen Nase zu packen?
Genau diese Themen sind es, die nicht nur mir, sondern auch Bloggerin Viktoria Buchberger durch den Kopf gehen. Nach jahrelanger Selbstperfektion arbeitet sie mittlerweile daran, ihre Selbstzweifel zur Gänze abzulegen. Eines ihrer Werkzeuge dabei, ist das Schreiben. So hat sie im November diesen Jahres ihr erstes eigenes eBook rund um das Thema Selbstliebe veröffentlicht. Für die passenden Fotos durfte ich sorgen. So machten Viktoria, ich und mein Kamera Equipment eines herbstlichen Nachmittags die Stadt Linz unsicher. Während dem Shooting war uns beiden wichtig, Viktoria so abzubilden wie sie ist – und zwar ganz natürlich – mit allen Röllchen und Fältchen. Hier ein Auszug der Ergebnisse:
Wir beide sind super zufrieden mit den Ergebnissen und mich macht es noch ein bisschen glücklicher, wenn ich weiß, welchem Zweck die Fotos dienen. Menschen wie dir und mir zu zeigen, dass niemand perfekt ist.
Wie Fotografie die Einstellung zu mir selbst änderte
Seit gut 2 Jahren fotografiere ich beinahe jedes Wochenende. Dabei hab ich mich auf die People Photography spezialisiert. Einfach, weil ich es liebe, Menschen und deren Ausstrahlung abzubilden. Natürlich zählen Frauen dabei zu den „Stammkunden“, Männer hingegen sind meist etwas scheu vor der Kamera – es sei denn, Man(n) wird zum Pärchenshooting verdonnert. Aber back to topic. In dieser kurzen Zeitspanne von 1,5 Jahren (und auch eine geraume Zeit davor) durfte ich viele viele Mädchen ablichten. Trotz ihrer ganz unterschiedlichen Charaktere hatten alle eines gemeinsam: Selbstzweifel. Nicht, wegen der Linse, die plötzlich ein paar cm vor dem Gesicht rumtanzt. Nein, Zweifel an seinem eigenen Körper.
Ich weiß, es reicht nicht aus, wenn ich sage „Lieb dich so wie du bist“ oder „Du bist auf deine eigene Art und Weise schön“ – natürlich stimmt das alles, aber diese Sätze werden vom Ohr erfasst und vom Hirn ein paar Sekunden später gelöscht. Vielleicht ist es aber besser, wenn ich als Fotografin sage, dass wir zwar alle einzigartig sind, aber niemand perfekt ist. Merke: Alle einzigartig, niemand perfekt. Woher ich das wissen will? Im Laufe vieler Sortierungen, Nachbearbeitungen, usw. sehe ich nunmal viele Details. Details, die ich oft bewusst nicht retuschiere, weil sie zum Menschen vor der Kamera gehören. Dehnungsstreifen, Fältchen, festere Oberarme, kleine Bäuchlein, Adern, .. – ich hatte noch keine Kundin, die von alle dem nichts hatte. Wirklich, keine einzige.
Nun, es hat ein bisschen gedauert, aber irgendwann hat mich diese Tatsache zum Grübeln gebracht. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich liebe mich selbst 365 Tage im Jahr und bewundere mich stets im Spiegel. Ich sehe mich selbst aber durchaus mit anderen Augen. Und zwar mit den Augen jener Person, die weiß, dass kein Körper perfekt ist, und dass dies auch gut so ist, weil es uns zu dem machen, was wir sind: Menschen. Menschen mit Ecken und Kanten.
Und bist auf der Suche nach den passenden Fotos dafür? Dann freu ich mich auf deine Nachricht an photo@carmen-weidinger.com!