Bevor ich loslege: Ja, ich weiß, mein letzter Beitrag ist ein Weilchen her. Nicht, weil ich das Schreiben verlernt habe, sondern weil einfach so viel geschehen ist, dass zu wenig Zeit dafür übrig war. Wenn ich nicht gerade mit meiner Kamera unterwegs war, schlüpfte ich in die Rolle der Heimwerkerin und bastelte an unserer neuen Wohnung. Und seit kurzer Zeit bin ich nun auch zweifache Katzenmutti.
Von den Straßen Rumäniens ins Wohnzimmer Österreichs
Ich spreche von der kleinen, vier Monate jungen Katze YUE. Die hyperaktive Vierbeinerin wurde auf den Straßen Rumäniens von einer Tierschützerin entdeckt, die ihr vorübergehend ein Dach über dem Kopf schenkte. Kaum zu glauben, dass dieses hübsche Fellknäuel auf der Straße aufwachsen musste. Aber dazu später mehr.
Anschließend nahm sich der deutsche Verein „Ein Herz für Streuner e.V.“ darum an, Yue an ein „Für-Immer-Daheim“ zu vermitteln. Nun döst die kleine neben mir am Sofa vor sich hin. Wie schön.
Was sagt die große Schwester dazu?
Katzenmuttis und -liebhaber wissen, wie riskant es ist, eine kleine Katze zu einer älteren zu geben. Immerhin ist unsere Tinka bereits 5 Jahre alt und ein eher chilliges Katzenleben gewohnt. Auch, wenn mir der Verein Tipps für die Gesellschaftung gab, war ich sehr nervös vor ihrem ersten Aufeinandertreffen.
Ein Fauchen dort, eine Ohrfeige da, … ein ganz normales Kennenlernen unter Katzen (redete ich mir zumindest ein). Und siehe da, ein paar Tage später spielten und kuschelten (!) die beiden bereits. Meine Nervosität war also völlig unbegründet.
Barbarische Zustände: Straßenkatze und -hunde in Rumänien
Allein in Bukarest sollen rund 65.000 Straßenhunde leben. In ganz Rumänien rechnet man mit 6 Millionen Hunden. (Quelle: Seelen für Seelchen) Für Straßenkatzen konnte ich leider keine genaue Zahl rausfinden. Die Mehrheit dieser Tiere ist natürlich weder kastriert noch geimpft oder gechipt. Um der daraus resultierenden unkontrollierten Vermehrung ein Ende zu setzen, werden die Vierbeiner eingefangen und getötet. Jedoch nicht mit einer Spritze, sondern auf bestialische Art und Weise.
„Ein Herz für Streuner e.V.“ ist einer von vielen Vereinen, der gegen die barbarischen Zustände in den Tierheimen und Tötungsstationen kämpft. So kümmert sich das Team um Umbauten an den Sheltern, leistet Aufklärungsarbeit (vor allem Kastration) sowie medizinische Betreuung. Allen voran ist der Verein darum bemüht, Tiere an ein schönes Zuhause zu vermitteln. Wie zum Beispiel die kleine Yue.
„Bei uns gibt’s doch auch genügend Katzen!“
Man mag jetzt denken, eine Katze von Rumänien nach Österreich zu holen sei übertrieben. Aber Menschen, die das denken, mögen entweder keine Katzen, oder verfügen über zu wenig Empathie. Ich hatte schon länger in Planung, unsere Tinka mit einer Spielgefährtin zu bereichern. Plötzlich ist mir Yue auf meiner Facebook Timeline begegnet und ich hatte sofort eines dieser Bauchgefühle.
Ja, es gibt bei uns genügend Katzen, die in den Tierheimen auf ein neues Zuhause warten. Für mich gab es jedoch einen besonderen Grund, der für Yue sprach: Seit 2013 habe ich eine Rechnung offen mit Rumänien. Grund dafür ist ein gescheitertes Auslandsjahr nach der Matura, welches mich offen gesagt sehr traumatisiert und geprägt hat. Noch heute spüre ich emotionale Nachbeben. Ich sehe es als eine Art Friedensangebot, um endlich mit dem Land und den damit verbundenen Erinnerungen abschließen zu können. Wut, Angst und Trauer sollten in ein einziges Gefühl umgewandelt werden: Freude. Wer könnte in diese Augen sehen und etwas anderes als Zufriedenheit verspüren?
Du möchtest Yue und Tinka kennenlernen?
Wenn du dich für ein Shooting oder Styling bei mir Zuhause entscheidest, steht dem nichts mehr im Wege. Wir freuen uns auf deine Anfrage unter photo@carmen-weidinger.com.